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Tourismus

Ein Jahrhundert Tourismus in Groß Köris
Verfasser: Friedmar John

 

Mit der Eröffnung der Eisenbahnlinie, insbesondere mit der Inbetriebnahme des Bahnhofs Groß Köris (1897), begann unser Ort für den Tourismus interessant zu werden. Vom Görlitzer Bahnhof in Berlin bis nach Groß Köris fuhr der Zug 47 Minuten. Das war eine Zeit, die noch heute Respekt abfordert. Nun war das Berliner Umland schnell erreichbar. In Groß Köris gab es reichlich Wald, Wasser und Wiesen, denen Lärm und Hektik fremd waren. Das waren gute Voraussetzungen, um gestressten und lufthungrigen Großstädtern einen erholsamen Tag oder einen ruhigen Urlaub zu ermöglichen. Tagesausflüge waren nun in den Bereich der Möglichkeiten gerückt. Und sie wurden gern genutzt. Frühmorgens mit dem Zug anfahren, den Tag im Grünen verbringen und abends mit dem Zug zurückfahren, entwickelte sich zunehmend zum Bedürfnis und war bereits in den Anfangsjahren des Tourismus recht ausgeprägt.


Berliner Wassersportler fanden bereits in den Jahren nach 1900 den Weg bis nach Groß Köris (und weiter bis nach Teupitz). Der Wirt der Gaststätte „Deutsches Haus“ gewährte den Sportlern „besonders günstige Preise“, wenn sie mit ihren Booten anlegten und einkehrten oder übernachteten. Zur Unterbringung der Boote hatte er zunächst einen, später noch einen zweiten Bootsschuppen bauen lassen. Auch die Gaststätte „Grüner Baum“ hatte sich auf den Wassertourismus eingestellt und durch einen Stichkanal Parkmöglichkeiten für Paddel- und Ruderboote unmittelbar an der Gaststätte geschaffen.


Gastronomie im Aufschwung
Auch im neuen Ortsteil von Groß Köris, vor allem in der Nähe des Bahnhofes, entwickelte sich die Gastronomie rasch. Bereits1897, zusammen mit der Inbetriebnahme des Bahnhofes, entstand die Bahnhofsgaststätte. Um 1900 wurde das Restaurant „Zur Eisenbahn“ (später „Alfredo“) eröffnet. 1903 erhielt das Restaurant und Hotel „Seeschlößchen“ die Gewerbegenehmigung. 1906 eröffnete Wilhelm Menz die Gaststätte „Concordia“ (später „Schützenhaus“ und „Klubgaststätte“). Und ab 1910 schließlich empfing die Gaststätte „Am Bahnhof“ („Zur Hopfenblüte“) die zahlreichen Gäste. Insgesamt gab es 1910 sieben Gaststätten in Groß Köris. Das verdient insofern Beachtung, da es die hohen Erwartungen widerspiegelte, die die Gastwirte – und sicher auch andere Gewerbebetriebe – an die Entwicklung des Ortes hatten. Zu ergänzen ist, dass schon in den Jahren nach 1900 die ersten Privatunterkünfte für Urlaubsgäste entstanden.
 

Erster Autoverkehr
Eine wesentliche Belebung erfuhr der Tourismus in den 1920er, insbes. aber in den 1930er Jahren. Dazu trugen vor allem die einsetzende Motorisierung und die Autobahn bei. Vorteilhaft wirkte sich aus, dass Groß Köris eine Autobahnabfahrt hatte. Jetzt konnte der Ort von Berlin aus mit Auto oder Motorrad in weniger als einer Stunde erreicht werden. Etwa 1930 entstanden in Groß Köris gleich drei Tankstellen. Eine SHELL-Tankstelle betrieb Albert Schröder, der Wirt der Gaststätte „Zur Eisenbahn“. Eine ARAL-Tankstelle befand sich auf dem Grundstück des Schlossermeisters Franke (heute Berliner Straße 68). Und eine LEUNA-Tankstelle gab es vor der Werkstatt von Paul Sobek (heute Berliner Straße 18, gegenüber der Schule). Paul Sobek hatte 1929 eine Spezialwerkstatt für Motorfahrzeuge und Bootsmotoren eröffnet, die er 1931 durch einen Anbau erweiterte. Das Restaurant und Hotel „Seeschlösschen“, das unmittelbar an der Autobahnabfahrt lag, errichtete auf hoteleigenem Gelände einen Parkplatz speziell für die Hotelgäste. Anfang der 1930er Jahre eröffneten Erich Waliczek und Hedwig Franke – beide in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs – Taxiunternehmen. Anreisende mit der Bahn fanden bei ihrer Ankunft mit Sicherheit am Bahnhofsvorplatz eine Taxe vor, manchmal auch zwei, mit denen sie bequem ihr Ziel erreichen konnten.


Wochenendler
Zur Belebung des Tourismus trug die Besiedlung ehemaliger Waldgebiete bei. In der 2. Hälfte der 1920er und Anfang der 1930er Jahre wurde der zwischen dem Güterbahnhof und dem Schulzensee gelegene Sandberg als Wochenendgebiet erschlossen. Das mit Kiefernwald bewachsene Terrain wurde parzelliert. Käufer und Bauherren der dort entstandenen Lauben und Wochenendhäuser waren vor allem Berliner Bürger.


In den Jahren nach 1930 wurde der ehemals Ranke´sche Besitz im Ortsteil Rankenheim – inzwischen Eigentum der Dresdner Bank – geteilt. Vorliegenden Lageplänen ist zu entnehmen, dass das gesamte Gebiet zwischen dem Zemminsee und der Sputendorder Straße, aber auch Teile des Geländes zwischen der geplanten Autobahn und der Eisenbahn zwecks Vermarktung parzelliert wurden. 160 Wasser- und Waldparzellen wurden für Eigenheime und Wochenendhäuser angeboten. Vorgesehen waren auch Bootshäuser, Tennisplätze, eine Liegewiese, ein Badeplatz und ein Anglerplatz. Nur ein Teil des Projektes wurde verwirklicht, wie die Entwicklung gezeigt hat.
 

Wassersport
Für Wassersportler war das Teupitzer Seengebiet inzwischen ein allgemein bekanntes und gern befahrenes Zielgebiet geworden. Vor allem an den Wochenenden konnte man Paddelboote, Ruderboote, aber auch Segelboote und Kähne auf den Seen sehen. Mindestens einmal in der Woche brachte ein Personenschiff Gäste aus Berlin. Ein beliebter Anfahrtspunkt war das Hotel „Seeschlösschen“, das eine eigene Anlegestelle hatte. Die Nähe zum Bahnhof animierte zu kombinierten Reisen: Anreise per Schiff, Rückreise mit der Bahn oder umgekehrt. Mit seinem großen Restaurantgarten hatte sich das Seeschlösschen gut auf die Touristen eingestellt. Anfang der 1930er Jahre eröffnete der Berliner


Kaufmann Willi Gutzeit am Zemminsee ein Bootshaus. Hier fanden Boote und Kähne vieler Wochenendtouristen einen ständigen Liegeplatz.


1936 wurde das Strandbad Groß Köris am Schulzensee eröffnet. Mit einer langen Seebrücke, einem Sprungturm, Umkleidekabinen, einer Freiluftterrasse, einer Liegewiese und einem Eiskaffee war es eine für dörfliche Verhältnisse recht repräsentative und komfortable Anlage, die nicht nur Groß Köriser Badewillige anzog. Folgt man Erinnerungen älterer Einwohner, so wurde das Bad von Urlaubern, Wochenend- und Tagestouristen gern angenommen. Zu der wachsenden Zahl von Feriengästen hat sicher auch das gewachsene Angebot an Privatunterkünften beigetragen.

 

Campingfreunde – damals als „Zeltler“ bezeichnet – fanden am Klein Köriser See, am Schweriner See und an den Waldseen Ruhe und Erholung. Es war die Zeit, in der es noch keine zwingenden Vorschriften gab, wo und wie man zelten durfte.


Dies und mehr belegt, dass sich der Tourismus in den Jahren vor dem 2. Weltkrieg zu einem
gewichtigen Zweig der Erwerbstätigkeit im Ort entwickelte. Wesentliche Voraussetzungen dafür waren die von der Natur gegebenen Schönheiten und die Verkehrsanbindungen. Die Nutzung dieser Vorteile für die Gemeinde war aber vor allem das Werk der Groß Köriser Bürger, allen voran der Gewerbetreibenden.


Schwieriger Neuanfang nach dem 2. Weltkrieg
Der 2. Weltkrieg setzte dem Tourismus ein jähes Ende. Im Vordergrund der Nachkriegsjahre stand der Kampf ums tägliche Brot und die Beseitigung der Kriegsschäden. In der Rangliste der Bedürfnisse der Menschen rangierte der Tourismus ganz weit hinten. Durch die Zerstörung der Groß Köriser Brücken war der durchgängige Bootsverkehr auf der Teupitzer Wasserstraße für Jahre unmöglich geworden. Dazu kamen die aus der Teilung Deutschlands bekannten Probleme, die Westberliner Bürgern den Zugang zu den märkischen Seen versagten. Gerade sie stellten aber einen beachtlichen Teil der Touristen in den Vorkriegsjahren dar.


Langsam, sehr langsam, vollzog sich der Neuanfang in den 1950er Jahren. 1951 wurde am Klein Köriser See eine Jugendherberge errichtet. Viele Bürger des Ortes waren dagegen, weil man meinte, es gäbe Wichtigeres.

 

Zeltplätze entstehen
Zeltplätze, die von dem in Groß Köris ansässigen „Zweckverband Dahme Tourist“ verwaltet wurden und für die es verbindliche Zeltordnungen gab, entwickelten sich im Verlauf der 1960er Jahre. Bedeutung in Groß Köris erlangten die beiden großen Zeltplätze am Klein Köriser See (D 58) und am Schweriner See (D 59) und in Klein Köris der Tonsee. Gegen geringes Entgelt konnte dort – in der Regel nach Voranmeldung – gezeltet werden. Die Plätze waren hauptsächlich Dauerzeltplätze. Sieht man von den Kurzzeitzeltlern ab, so bauten die meisten Camper ihr Zelt im Frühjahr auf und im Herbst wieder ab. Die Zeltplätze verfügten über eine bescheidene Infrastruktur (Toiletten, eine Verkaufsstelle und Abstellplätze für Pkws). In den 1980er Jahren wurden die Zufahrtswege befestigt und asphaltiert.


Auf dem Zeltplatz am Klein Köriser See führte die Gemeinde in den 1980er Jahren bauliche Maßnahmen durch, um die Infrastruktur zu verbessern und den Komfort der Urlauber zu erhöhen. Es entstand eine neue Verkaufseinrichtung, gekoppelt mit einem Café und etwas Gastronomie. Außerdem erhielt der Zeltplatz Stromanschluss. Bei den Campern waren die Zeltplätze beliebt und in der Regel schon ein ganzes Jahr im Voraus ausgebucht. 1985 erholten sich auf den Groß Köriser Zeltplätzen (einschließlich Tonsee in Klein Köris) 68585 Urlauber.
 

Betriebsferienheime
In den 1960er Jahren begannen Volkseigene Betriebe (VEB), in landschaftlich schönen Gegenden Ferienheime für die bei ihnen beschäftigten Arbeiter und Angestellten einzurichten, so z.B. der VEB Kabelwerk Oberspree (KWO) in der Gaststätte “Deutsches Haus“, der VEB Röhrenwerk „Anna Seghers“ aus Neuhaus/Thüringen in der ehemaligen Villa Schäffer am Karbuschsee oder die Sportstättenverwaltung Berlin auf dem Grundstück der Artistenfamilie Kremo am Karbuschsee (heute Pension „Schwalbennest“). Die Ferienheime wurden durch die VEB finanziert. Die Nutzer zahlten ein geringes Entgelt pro Tag. In Groß Köris bestanden sieben Ferienheime, vier davon am Karbuschsee. Einigen Ferienheimen waren Kinderferienlager angeschlossen, in denen sich während der Sommer- und Herbstferien die Kinder der Betriebsangehörigen bei Spiel und Sport erholen konnten.


Bereits 1952 ist am großen Roßkardtsee das zentrale Pionierlager „Heinrich Rau“ entstanden. Das Lager war zunächst ein Zeltlager. Durch mehrere Erweiterungen und Umbauten wurde es modernisiert und erweitert. In den 1970er und 1980er Jahren konnten knapp 1000 Schüler und Jugendliche pro Durchgang untergebracht werden. Dazu kamen Unterkunftsmöglichkeiten für 300 bis 400 Personen Leitungs-, Betreuungs- und Verwaltungspersonal. In den Schulferien im Sommer war die Lagerkapazität mit drei Durchgängen zu je drei Wochen voll ausgelastet.


Zum Lagerleben gehörten Exkursionen, Wanderungen, auch Appelle, Sportfeste und Spartakiaden. Hier bereiteten sich die Mitglieder des Jugendmusikkorps Leipzig auf den DDR-Ausscheid vor, der ebenfalls im Lager stattfand. In dieser Zeit beschallten die jungen Musiker mit ihren Trompeten, Trommeln und Schalmeien den Ort, nicht immer nur zur Freude der Bewohner.
Am Lagerleben nahmen auch Pioniere aus dem Ausland teil. Regelmäßig waren Pioniere aus der UdSSR, CSSR, Ungarn und Polen, manchmal auch aus Vietnam und Nordkorea anwesend. Die stärkste Delegation (150 Mann) kam aus der UdSSR. Teilnehmer aus westlichen Ländern kamen aus der BRD, Italien, Frankreich und England. Aus westlichen Ländern nahmen jährlich etwa 35 bis 40 Teilnehmer am Lagerleben teil.


Während der Sommermonate war das Lager voll ausgelastet. In den Winter- und Maiferien hielten sich etwa 300 bis 400 Schüler im Lager auf. Darüber hinaus diente das Lager zur vormilitärischen Ausbildung von Studenten, zur GST-Ausbildung der Lehrlinge der Berufsschule Wildau sowie zur „sozialistischen Wehrerziehung“ der Schüler der 9. Klassen der polytechnischen Oberschulen der Kreise Königs Wusterhausen und Zossen (Etwa 600 bis 800 Schüler). In der Zeit vom 30.9. bis 7.10. war im Lager eine Armeeeinheit stationiert, die sich auf die Parade in Berlin am Tag der Gründung der DDR (7. Oktober) vorbereitete.
 

Wochenendhäuser
Ebenfalls beginnend in den 1960er Jahren entstanden in Groß Köris neue Wochenendhäuser, zum Teil einzeln, zum Teil als kleine Kolonien. Bevorzugt wurden Grundstücke am Wasser, so z.B. am kleinen Roßkardtsee, am Karbuschsee, am kleinen Moddersee oder auf dem Gelände zwischen dem großen und dem kleinen Roßkardtsee.


Der Wassertourismus entwickelte sich in dem Maße, wie sich das Angebot an Paddelbooten,
Ruderbooten und Segelbooten sowie an Bootsmotoren vergrößerte. Im Unterschied zu den
Vorkriegszeiten waren jetzt mehr Boote mit Motoren unterwegs. Die Größe der Boote hielt sich in
Grenzen. Das war nicht so sehr eine Frage des Geldes, sondern des Angebotes durch die
Herstellerbetriebe. Das Bootshaus Gut-Zeit stand den Touristen weiter zur Verfügung, nach der
Zerstörung des Bootshauses durch einen Brand im Jahr 1978 allerdings nur mit eingeschränkter Kapazität. Nicht profitiert vom Tourismus jener Jahre hat das Seebad am Schulzensee. Es hat seine Pforten in den 1980er Jahren geschlossen. 

 

Gastronomie und Versorgung
Zur gastronomischen Betreuung der Touristen boten das Restaurant und Hotel „Seeschlösschen“, die Konsum-Klubgaststätte, die Gaststätte „Zur Eisenbahn“ und die Bahnhofsgaststätte ihre Dienste an. Die Gaststätte am Bahnhof wurde 1961 geschlossen. Auch der „Grüne Baum“ stellte seine Tätigkeit ein.


Neu wurde 1975 das „Eiscafé“ am Schulzensee eröffnet. Aus ihm ging später die Gaststätte
„Klabautermann“ in der Seebadstraße 24 hervor. Das Angebot an Privatunterkünften entsprach in etwa dem Vorkriegstand.


In Klein Köris, das seit 1971 ein Ortsteil von Groß Köris ist, boten die Hafengaststätte, das Gasthaus„Zur grünen Linde“, das Kaffee „Erika“ und das Gasthaus „Zur Tanne“ ihre Dienste an. Als Ausflugsgaststätte war die Hafengaststätte Anlaufpunkt für Passagierdampfer. Beliebt waren die jährlichen Frühkonzerte zu Pfingsten im Garten der Gaststätte. Die Hafengaststätte bestand bis in die 1980er Jahre.


Während der Sommermonate, besonders während der Schulferien, war Groß Köris an Touristen reich gesegnet. Allerdings hatte sich, verglichen mit dem Vorkriegsstand, die Zusammensetzung der Touristen verändert. Vorherrschend waren die Urlauber aus den Betriebsferienheimen der VEB, die Nutzer der Zeltplätze sowie Schüler und Jugendliche aus dem zentralen Pionierlager.


Profitiert vom Touristenstrom in den Sommermonaten haben die Versorgungseinrichtungen im Ort, die HO- und die Konsumverkaufsstellen, die Gaststätten und das private Gewerbe. Bei ihnen haben die Urlauber ihren täglichen Bedarf an Nahrungs- und Genussmitteln gedeckt und die vielen kleinen Dinge gekauft, die den Urlaub angenehm gestalten helfen. Auch die Betriebsferienheime haben ihren Bedarf an Nahrungsmitteln zum großen Teil bei den örtlichen Versorgungseinrichtungen gedeckt. Vor und in der Bäckerei kam es in den Vormittagsstunden oft zu langen Schlangen, weil der Bäcker mit dem Backen nicht nachkam. Ähnlich war es in den Lebensmittelgeschäften. Ärger und unliebsame Diskussionen gab es meist dann, wenn durch Versorgungslücken das Warenangebot nicht reichte, um Urlauber und Ortsbewohner mit den Waren des täglichen Bedarfs zu versorgen. Besonders in den 1980er Jahren spitzten sich diese Fragen zu.


Für die privaten Unternehmer war der Tourismus in den 1970er und 1980er Jahren eine große
Herausforderung, aber auch eine sichere Existenzgrundlage. Für viele Groß Köriser Bürger bedeutete er einen sicheren Arbeitsplatz.


Einschnitt durch die Wende
Eine Zäsur für den Tourismus trat 1990 mit der politischen Wende ein. Die Liquidierung der
volkseigenen Betriebe durch die Treuhandgesellschaft bedeutete auch das Ende ihrer Ferienheime und Kinderferienlager. Letztmalig wurden sie im Sommer 1990 genutzt. Ebenfalls geschlossen wurden das zentrale Pionierlager und die Gästehäuser der Regierung. Die in den Ferienheimen Beschäftigten verloren ihren Arbeitsplatz, gewerbliche Unternehmen erlitten empfindliche Umsatzeinbußen. Deutlich war der Rückgang des Tourismus im Straßenbild des Ortes wahrzunehmen, besonders im Sommer.
 

Zelt- und Campingplätze
Seitens der Gemeinde bestand nach der Wende kein Interesse an der Erhaltung der Zeltplätze D 58 und D 59. Beide sollten geschlossen werden. Allerdings wurde nur der Zeltplatz am Klein Köriser See geschlossen. Die Schließung des Zeltplatzes am Schweriner See scheiterte an der Entschlossenheit der Nutzer. Viele von ihnen zelteten dort seit Jahren. Zwischen den Campern hatten sich Freundschaften und Gemeinschaften herausgebildet. Sie hatten den festen Willen, den Zeltplatz zu erhalten. Nach komplizierten Verhandlungen gründeten sie 1996 den Verein „Camping-Club Schweriner See e.V.“. Er übernahm fortan die Trägerschaft über den Zeltplatz. Unter seiner Regie wurden Maßnahmen zur Verbesserung der Infrastruktur durchgeführt, u.a. wurde eine Sanitäranlage errichtet und der Platz mit elektrischem Strom versorgt. Der Zeltplatz am Tonsee in Klein Köris, der schon in den 1930er Jahren und während der DDR wegen seines glasklaren Wassers und seiner Lage im Wald von den Urlaubern gern angenommen wurde, ist nach der Wende als Campingplatz und Badesee unter privater Regie weitergeführt worden. Durch ein modernes Sanitärgebäude, einen Spiel- und Parkplatz und weiteren Komfort konnte seine Attraktivität erhöht werden. Eine moderne Campinganlage entsteht gegenwärtig am Hölzernen See. Die Kapazität der Jugendherberge in Klein Köris wurde beträchtlich erhöht, in ihr können jährlich bis zu 3000 Gäste beherbergt werden.


Gründung Fremdenverkehrsverein / Neue Gaststätten entstehen
Zur Wiederbelebung des Tourismus schlossen sich 1992 interessierte Gewerbetreibende, Gastronomen und Privatvermieter zu einem Fremdenverkehrsverein (dem Vorläufer des heutigen
„Schenkenlandtourist e.V.“) zusammen. Vor allem das Gaststätten- und Hotelgewerbe hat zur Ankurbelung des Tourismus beigetragen. Das Hotel „Seeschlösschen“ wurde einer gründlichen Sanierung und Modernisierung unterzogen, wodurch die Attraktivität des Objektes erhöht wurde. Durch den Zukauf des Nachbargrundstücks wurde die Hotelkapazität merklich vergrößert. Am Karbuschsee entstand 1995 die Pension „Schwalbennest“. In der Lindenstraße, neben der Kirche, wurde 1998 ein neues Hotel, das Hotel „Seenot“, eröffnet. Als Gaststätte und Café entstand „Janos Bistro“ neben dem Pennymarkt (Seit 29.3.2010 unter dem Namen „Köris Grill“ Café & Bar). 2009 wurde das Restaurantschiff „Klabautermann“ am Schulzensee eröffnet. Es war die Alternative zu der 2007 abgebrannten Gaststätte gleichen Namens. Am Standort der abgebrannten Gaststätte besteht seit 1.7.2010 ein neues, modernes Restaurant unter dem Namen „Märkische Riviera“.


Im Ortsteil Klein Köris wurde 1991 das Hotel und Restaurant „Lindengarten“ neu eröffnet. Es ist aus der ehemaligen Gaststätte „Zur grünen Linde“ hervorgegangen. Seine Lage direkt am See und in der Nähe einer Dampferanlegestelle sprechen für seine Attraktivität. 1994 wurde die Gaststätte und Pension „Fontanehaus“ eröffnet. Sie war bis zur Wende als betriebliches Erholungs- und Ferienheim genutzt worden. Durch eine grundlegende Rekonstruktion und Erneuerung wurde das Objekt zu einem Restaurant mit mehreren Räumen und einer modernen Küche und einer Pension mit komfortablen Zimmern umgebaut. Das Kaffee „Erika“ bietet in althergebrachter Weise in gastlichen Räumen, aber auch als Straßenkaffee, Kaffee und Kuchen sowie Speisen nach der Art des Hauses an. In Löpten entstand 1992 durch Umbau von ehemals durch die LPG genutzten Räumen das Hotel „Eichenhof“. Aus dem ehemaligen Getreidespeicher entstand ein Reiterhof, in dem auch Reitunterricht erteilt wird.

 

Neue Radwege
Im Jahr 2002 wurde auf Initiative der Gemeinde der Radweg zwischen Groß Köris und Klein Köris gebaut. Damit verfügt der Ort über einen durchgängigen Radweg, der vom Bahnhof Groß Köris bis nach Klein Köris und Löpten führt. Dieser Radweg deckt sich partiell mit dem Hofjagdweg. 2010 wurde der Radweg zwischen dem Bahnhof und Schwerin gebaut. Der Ausbau der Radwege ermöglicht Fahrradtouristen Ausflüge in weite Teile des Schenkenlandes und darüber hinaus.
 

Touristische Attraktionen
Auf dem Gelände des ehemaligen Seebades ließ sich kurz nach der Wende der Yachthafen „Marina“ nieder. Das Unternehmen verkauft Sportboote und Bootsmotoren und bietet Bootsservice sowie Bootsverleih an. Weitere Unternehmen mit Bootsverleih sind das Hotel „Seeschlösschen“, das Fontanehaus in Klein Köris und der Bootsverleih Helmin in der Lindenstraße 38. Bedeutend erweitert wurde das Angebot an Privatunterkünften. Der Rankenhof steht Touristen mit Appartements zur Verfügung.


Als touristische Attraktion hat sich seit 2004 das jährliche Drachenbootrennen auf dem Klein Köriser See entwickelt. An ihm nehmen inzwischen landesweit mehr als 50 Mannschaften teil. Auch der jährliche Wettstreit der Kettensägekünstler ist im Laufe der Zeit zu einem überörtlichen Ereignis geworden.


Auf einem Wiesengelände am Buschweg in Klein Köris wurden 1971 Überreste einer
Germanensiedlung aus der Römischen Kaiserzeit entdeckt und freigelegt. Ein Förderverein arbeitet zurzeit an der Rekonstruktion der Anlage. Vor allem die Originalität und Standorttreue der
Wiederherstellung sind es, die die Aufmerksamkeit interessierter Besucher von Jahr zu Jahr mehr auf sich ziehen.


Als Anziehungspunkt für Urlauber und Gäste haben sich lokale Veranstaltungen entwickelt, wie das vom Anglerverein organisierte Backofenfest, das Neptunfest am Karbuschsee, der Weihnachtsmarkt an den drei Eichen oder Veranstaltungen in der Mehrzweckhalle. Anklang haben die vom Verein „Schenkenlandtourist e.V.“ initiierten Konzerte in der Kirche gefunden.


Der in Groß Köris ansässige Fremdenverkehrsverein „Schenkenland-Tourist e.V.“ versteht sich als Förderer des Tourismus im Schenkenland und als Mittler zwischen dem einheimischen Gewerbe und den Wünschen und Interessen der Urlauber. Mit einem vielseitigen Angebot informiert er über die Naturschönheiten und Sehenswürdigkeiten der näheren und weiteren Umgebung. In Wort und Bild stellt er Hotels, Gaststätten, Pensionen, Privatunterkünfte und Jugendherbergen, aber auch Rad-, Wanderund Wasserwege vor. Über eine eigene Homepage im Internet ermöglicht er den direkten Dialog zwischen den Partnern.


20 Jahre nach der Wende sind Anfangserfolge bei der Wiederbelebung und Entwicklung des Tourismus nicht zu übersehen. Es wird aber auch deutlich, dass zur wirkungsvollen Erschließung und effektiven Nutzung unserer herrlichen Seen- und Waldlandschaft für den Tourismus ein konzeptionell koordiniertes Vorgehen über die Ortsgrenzen hinaus wünschenswert geworden ist. (2011).