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Die Familie Schäffer

Die Artistenfamilie Schäffer
Verfasser: Friedmar John
Heute machen wir Sie mit der Artistenfamilie Schäffer bekannt. Ihre Geschichte umfasst drei
Generationen:
1. Generation: Karl Schäffer,
2. Generation: seine Söhne Sylvester sen., Sebaldus und Severus sowie seine Töchter Sidonia und Susanna,
3. Generation: seine Enkel Sylvester Schäffer jun. (Sohn von Sylvester sen.) sowie Sidonia und
Siegfried Schäffer (Kinder von Sebaldus).
Drei der Schäffer´schen Aristen haben in Groß Köris gewohnt:
Sylvester Schäffer sen. lebte von 1894 bis 1927 in der Villa am Karbuschsee.
Sylvester Schäffer jun. lebte von 1894 bis 1914 in der elterlichen Villa.
Siegfried Schäffer wurde 1895 in der Villa am Karbuschsee geboren. Von 1918 bis 1920 wohnte er bei seinem Onkel Sylvester sen. am Karbuschsee. Von 1920 bis 1980 lebte er als Dachdeckermeister in der Seebadstraße 51.
Die anderen Artisten der Schäfferdynastie haben sich mit ihren Familien besuchsweise (zum Teil längerfristig) in Groß Köris aufgehalten.
Als Artistenunternehmen bestand die Schäffer´sche Künstlertruppe von etwa 1860 bis 1939:
Unter eigenem Namen trat Karl Schäffer erstmalig etwa ab 1860 auf.
Von 1880/82 bis 1902 wurde das Unternehmen von seinem Sohn Sylvester Schäffer sen. geleitet (darunter bis 1890 als Familienunternehmen unter Mitwirkung aller Kinder von Karl Schäffer). Ab 1902 war Sylvester Schäffer jun. der Leiter. Er verließ Deutschland 1939 und emigrierte in die USA.
Stammvater Karl Schäffer (1824 bis 1917)
Karl Schäffer wurde 1824 in Prag geboren. Seine Artistenausbildung als Jongleur erhielt er bei Karl Rappo, dem ersten bekannten Jongleur und Kraftakrobat in Deutschland. Beide brachten in Wien als Neuheit die Ikarischen Spiele heraus. Als Ikarische Spiele (oder auch Antipodenspiele) bezeichnet man akrobatische Vorführungen, bei denen der auf dem Rücken liegende Artist den Partner in der Luft herumwirbelt.
1857 – nach dem Studium und dem Armeedienst - heiratete er Susanne Peisensteiner, die Tochter eines Schneidermeisters. Wien wurde für viele Jahre der Wohnort der Familie Schäffer. In den Jahren 1859 bis 1869 hatten Schäffers fünf Kinder: Sylvester (1859), Sidonia (1865), Sebaldus (1866), Severus (1867) und Susanna (1869). Vielleicht betrachtete es Karl Schäffer als Hobby, die Vornamen aller seiner Kinder mit dem Buchstaben „S“ beginnen zu lassen. Diese Gepflogenheit setzte sich auch bei den Kindern seiner Söhne Sylvester und Sebaldus fort.
In den Jahren nach 1860 machte sich Karl Schäffer selbständig und gründete seine eigene
Artistentruppe. 1865 bis 1873 arbeitete er mit Josef Kremo zusammen. So, wie sich seine Kinder entwickelten, traten diese in der elterlichen Truppe auf. (Severus war gerade 3 Jahre alt, als er das erste Mal als kindlicher Clown auf der Bühne stand). Mit zunehmendem Alter übertrug Karl Schäffer seine artistischen Auftritte immer mehr auf seinen ältesten Sohn Sylvester. Dieser übernahm schließlich auch die Leitung der Truppe, als sich sein Vater im Alter von etwa 60 Jahren als wohlhabender Mann auf seinen Landbesitz in Belgien zurückzog. Karl Schäffer ist 1917 im Alter von fast 93 Jahren in Freiburg/Breisgau gestorben.
Sylvester Schäffer sen. (1859 bis 1931)
Durch seinen Vater war Sylvester auf den Artistenberuf gründlich vorbereitet worden. Neben dem Schulunterricht erhielt er Musik- und Tanzunterricht. In den artistischen Fächern wurde er vom Vater ausgebildet. Später erlernte er noch die „Turnkunst“. Die Vielseitigkeit der Ausbildung, vereinigt mit dem Talent und der Zielstrebigkeit des Jungen, führte dazu, dass er als Jongleur, Fußäquilibrist und Springer auftreten konnte. 1871, im Alter von 12 Jahren, jonglierte er mit einem Tisch, einem Stuhl, einem Bett und einer Stehlampe. Den Zenit seines künstlerischen Schaffens erreichte er in den beiden Jahrzehnten vor der Jahrhundertwende. In dieser Zeit stemmte er sechs Partner als drei-Mann-hohe Kolonne auf den Füßen. Das erforderte nicht nur künstlerisches Talent, sondern auch enorme physische Kraft.
Sylvester leitete das Schäffersche Familienunternehmen in der Zeit von 1880/82 bis etwa 1890. Zu seinem Kern gehörten die drei Schäffersöhne (Sylvester, Sebaldus und Severus) und die beiden Töchter (Sidonia und Susanne). 1890 umfasste das Unternehmen insgesamt 12 Mitglieder.
Als Sylvester Schäffer die Truppe von seinem Vater übernahm, war sie bereits über die Grenzen
Deutschlands und Österreichs hinaus bekannt und anerkannt. Am Beginn knüpfte er an die Nummern seines Vaters an. Dabei blieb es aber nicht. Mit ungewöhnlicher Kreativität entwickelte er die herkömmlichen Darbietungen weiter, hob sie auf ein höheres künstlerisches und ästhetisches Niveau und ergänzte sie durch neue Nummern. Seine immer neuen Einfälle und Tricks hatten schließlich zur Folge, dass er dem Publikum ein Programm ganz eigener Prägung bot. Das Publikum war total beeindruckt, als er 1881 als Salonjongleur in Frack und Zylinder und weißen Handschuhen auf die Bühne trat. Er war auch der erste deutschsprachige Akrobat, der mit eigenen Dekorationen reiste,
Der zeitgenössischen Presse ist zu entnehmen, dass die Schäffer´schen Artisten in allen größeren Städten Deutschlands aufgetreten sind und in ganz Europa bekannt waren. In den Jahren um 1890 traten Severus und Sebaldus zunehmend unter eigenem Namen in Varietees auf und entwickelten ihre eigenen Nummern. (Auf beide kommen wir noch zurück). Auch Sidonia war aus der Familientruppe nach ihrer Verheiratung 1885 ausgeschieden. Das alles hatte zur Folge dass sich das Schäffersche Team als Familienunternehmen um 1890 schließlich auflöste und Sylvester das Unternehmen danach ohne seine Geschwister weiter betrieb. Die Jahre von 1890 bis zur Jahrhundertwende sind gekennzeichnet durch erfolgreiche Auftritte in Deutschland und z.T. längerfristige und des großen Erfolges wegen mehrfach verlängerte Auftritte im Ausland (u.a. in Dänemark, Holland, Frankreich, England, Italien und den USA. Allein die USA-Engagements liefen über 9 Monate).
Ansiedlung am Karbuschsee 1894
Sylvester Schäffer war 24 Jahre alt, als er 1883 Emma Melchert aus Berlin heiratete. In den Jahren 1884 bis 1889 hatte das Ehepaar vier Kinder: Syrene (1884), Sylvester jun. (1885), Stefanie (1888) und Stella (1889).
Auf dem Höhepunkt seiner künstlerischen Laufbahn, ließ sich Sylvester sen. mit seiner Familie in Groß Köris nieder. Am Karbuschsee, wo schon die befreundete Familie Kremo wohnte, kaufte er 1894 eine Villa, zu der der 13 ha große See und etwa 6 ha Wald gehörten. Für mehr als drei
Jahrzehnte wurde dieses Anwesen der Wohnsitz seiner Familie.
Auf dem Villengelände ließ Sylvester Schäffer sen. eine Turnhalle bauen. Diese nutzte er, um sich körperlich fit zu halten, seine artistischen Darbietungen vorzubereiten, aber auch, um seinem Sohn artistischen Unterricht zu erteilen. Sylvester jun., der neun Jahre alt war, als die Familie nach Groß Köris zog, hat hier wohl eine sehr gründliche und intensive artistische Ausbildung durch den Vater erhalten. Folgt man dem „Artist“ v. 13.7.1902, so war die Turnhalle „… praktisch und elegant eingerichtet (und) eine Longe in der Mitte angebracht. Die Wände sind geschmückt mit Lorbeerkränzen und Schleifen, rühmliche Erinnerungen aus der Vergangenheit. Auch Fotografien aus früherer Zeit haben hier Platz gefunden … Hier wird mit eiserner Disziplin an Reck und Barren geturnt, mit Hanteln und Gewichten geübt, bis das Pensum erledigt ist … Auch die drei Töchter müssen fleißig turnen, aber nur zur Leibesübung, denn Artisten sollen sie nicht werden.“
Gelähmt durch Unfall
Die Artistenlaufbahn Sylvester Schäffers fand 1900 ein plötzliches Ende. Bei einer Probe in Paris hat er sich den Fuß verrenkt. Die Verletzung war so schwer, dass, so der „Artist“ v. 16.9.1900, „…nicht nur die Ausübung seiner Kunst, sondern das Gehen überhaupt unmöglich geworden war“. 1902 berichtet die gleiche Zeitung: „Wie wir … erfahren, hat der Artist jetzt Gehversuche an Krücken unternommen.“ Fortan konnte Sylvester sen. seinen Beruf nicht mehr ausüben, weil er gelähmt war. Seine Artistentruppe wurde ab 1902 von seinem (damals 17-jährigen) Sohn Sylvester jun. weitergeführt.
Die Villa am Karbuschsee leert sich
1920 ist seine Frau gestorben. Als sie in der Inflationszeit Geld von der Bank in Berlin abholen wollte, erlitt sie am Bankschalter einen Schlaganfall. Kurze Zeit danach verstarb sie. Der Sohn (Sylvester jun.) hatte sich eine Villa am Starnberger See gekauft. In dem Maß, wie die drei Töchter heirateten, verließen diese das elterliche Haus am Karbuschsee. Auf diese Weise wurde es still und einsam in der großen Villa. Lediglich der gelähmte Hausherr und seine „treue Seele“, die Haushälterin, Fräulein Naue, waren noch da. Sylvester sen. hat bis etwa 1927 in seiner Villa am Karbuschsee gelebt und ist dann zu seinem Sohn an den Starnberger See gezogen. 1930 wurde die Villa Schäffer an die Berliner Bäckergenossenschaft „Germania“ verkauft. Sylvester Schäffer sen. starb am 26.8.1931 in Starnberg im Alter von 71 Jahren.
Sylvester Schäffer jun. (1885 bis 1949)
Er setzte die artistischen Meisterleistungen seines Großvaters und seines Vaters in der 3. Generation fort. Sein Vater hatte sich zum Ziel gesetzt, den begabten Sohn zu einem befähigten und erfolgreichen Artisten auszubilden. „Seine Ausbildung begann mit dem dritten Lebensjahr. Eine genaue tägliche Einteilung sowie ein strammes, jahrelanges Selbsttrainieren tat dann das Übrige … Schon im vierten Jahr begann das Studium des Violinspiels, und bald darauf zeigte er, dass er für die Malkunst ein über das Gewöhnliche hinausgehendes Talent besaß. Die ungeheure Zähigkeit, mit der der Körper des Kindes und des Jünglings stetig gepflegt und gesteuert wurde, hat es zuwege gebracht, dass neben den schönen Künsten und Geschicklichkeiten, heute die Athletik einen besonderen Platz im Programm des
unermüdlichen Sylvester einnimmt“. Sylvester jun. war 9 Jahre alt, als er nach Groß Köris kam. Über seine Kinder- und Jugendjahre hier am Karbuschsee berichtet er selbst: „Was waren wir dort fleißig, und wie schön hatte Vater uns den schweren Beruf gemacht. Wir durften in den See, sobald die Arbeit nicht mehr schmeckte, durften Ponys reiten, weit bis Teupitz keine Chaussee, nur Sandwege“. Bis 1914 hat er in Groß Köris gelebt.
Sylvester Schäffer jun. entwickelte sich zum Universalkünstler. Er konnte ein abendfüllendes
Varieteeprogramm ganz allein ausfüllen, indem er nacheinander in den verschiedensten Kostümen als Jongleur, Ikarier, Geigenvirtuose, Schnellmaler, Kunstschütze, Athlet und Schulreiter auftrat. Alle diese Fähigkeiten vereinigte er in seiner Person. Zur Unterbringung seiner umfangreichen Requisiten führte er 4 Waggons mit sich. Zu seinem Unternehmen gehörten ferner 8 bis 10 Assistenten und Garderobieren, eine Kapelle und ein Kapellmeister. Er wurde, wie schon sein Vater, ein Kassenmagnet des deutschen Varietees und erzielte Rekordgagen. „Bereits 1911 betrug seine Gage 25000 Goldmark im Monat“, berichtet rückblickend der „Telegraph“ v. 14.5.1958.
Sieben Jahre in den USA
Im Juli 1914 unternahm Sylvester Schäffer eine Tournee nach den USA. Dort wurde er vom Ausbruch des 1. Weltkrieges überrascht. Da die USA erst 1917 in den Krieg eintraten, konnte er zunächst seine Tournee fortsetzen. In seinen Auftritten in New York feierte er gleiche Erfolge wie vorher in Deutschland. Als die USA dann 1917 Deutschland den Krieg erklärten, erhielt er Auftritts- und Aufenthaltsverbot in New York. Er musste sich – wie auch andere deutsche Bürger – im Inneren des Landes ansiedeln. Zusammen mit einem deutschen Portraitmaler zog er in den Staat Montana, um bei den Blackfield-Indianern zu leben. Dort lernte er deren Lebensweise und Kultur kennen. Für die entstandenen Freundschaften mit den Familien revanchierten sich die Indianer mit zahlreichen Geschenken (Waffen, Federschmuck, Schnitzereien usw.). In seinem Wohnsitz am Starnberger See hat er sich ein Blockhaus nach Art der Indianer errichtet. Es war ein Museum, in dem er seine Erinnerungen an seinen Aufenthalt in den USA aufbewahrte.
Rückkehr nach Deutschland 1921
Als Debüt seines künstlerischen Neustarts in Deutschland trat er in einem Film auf. „Sylvester
Schäffer … wird augenblicklich in der UFA-Halle am Zoo als NOBODY Held eines Filmwerkes von 52 Teilen … In einem eigens errichteten Varietee entfaltet er dort seine zahlreichen Künste, die auch im Film ihre Anziehungskraft bewahren werden“ (Artist“ v. 16.6.1921). Auch in den folgenden Jahren wirkte er in verschiedenen Filmen mit. Seine engen Beziehungen zum Film hängen auch mit seiner Freundschaft mit Hans Albers zusammen. Dieser war sein Nachbar am Starnberger See. Beide Künstler hat eine fast 30-jährige Freundschaft verbunden. Sylvester Schäffer bezeichnete Hans Albers als „seinen besten Freund“.
Hatte Sylvester Schäffer in den Jahren vor dem 1. Weltkrieg einen ersten Höhepunkt seines Schaffens, so bildeten die 1920er und 1930er Jahre einen weiteren Höhepunkt. Tourneereisen führten ihn in dieser Zeit nach Spanien, Frankreich und Südamerika. Immer und zu jedem Auftritt stellte er höchste Anforderungen an sich. Die berühmten „Goldenen Zwanziger“ waren auch für ihn mit Erfolgen und entsprechenden Gagen vergoldete Jahre.
1930 heiratete er Lilly Krüger. Sie hatte seine Programme bereits seit 1922 als Tänzerin, ständige Partnerin und Assistentin begleitet. Beide hatten einen Sohn, Peter, der 1930 geboren wurde.
migration 1939
1939 verließ Sylvester Schäffer mit seiner Familie Deutschland. Hitler wollte, dass er für ihn eine Privatvorstellung seines Könnens gibt. Das hat Sylvester Schäffer abgelehnt. Er hat sich auch geweigert, sich von seinem jüdischen Agenten Oser zu trennen. Das bedeutete, dass er Deutschland verlassen und sein Unternehmen aufgeben musste. Er übersiedelte mit seiner Familie in die USA und ließ sich in Hollywood nieder. Seine Frau arbeitete als Filmschauspielerin. Bei einem Unglück während der Dreharbeiten in den Studios in Holly Wood kam sie 1942 ums Leben. Sylvester überlebte sie sieben Jahre. Er starb am 20.6.1949 im Alter von 64 Jahren in Los Angeles.
Severus Schäffer (1867 bis 1950)
Severus war Jongleur, Gleichgewichtskünstler und Seiltänzer. In den Jahren nach 1890, nach dem Ausscheiden aus dem Familienunternehmen, trat er unter eigenem Namen auf. Von ihm sind Auftritte in allen größeren Städten in Deutschland und Auftritte in Frankreich, England, den USA, der Schweiz und Südafrika bekannt. Seine besondere Vorliebe galt England, wo er seine Frau Josefine kennenlernte. Seit etwa 1908 war England seine Wahlheimat. Während des 1. Weltkrieges hielt er sich in der Schweiz auf, erst nach dem Krieg kehrte er wieder nach London zurück. Er ist bis ins hohe Alter als Artist aufgetreten. Severus Schäffer ist 1950 in Folkestone/Kent im Alter von 83 Jahren verstorben.
Sebaldus Schäffer (1866 bis 1927)
Sebaldus war Athlet und Kraftjongleur. Er jonglierte mit schweren Gegenständen, wie Stühlen,
Tischen, Wagenrädern, Kanonenkugeln und Granaten. Bis etwa 1890 war er in der Familientruppe seines Bruders Sylvester sen. engagiert. Anschließend trat er unter eigenem Namen in Deutschland und verschiedenen Städten Europas auf.
1894 heiratete er in Stockholm Johanna Lütze. Sie war die Tochter des Seiltänzers und Modelleurs A. A. Lütze, der in Stockholm ein Wachsfigurenkabinett besaß (heute Teil des Historischen Museums Stockholm). Mit ihr hatte er 2 Kinder: Sidonia und Siegfried. Fortan wohnte seine Familie in Stockholm. So wie sich die Kinder entwickelten, trat er mit ihnen auf. Sebaldus Schäffer besaß in Stockholm ein Kino, wo er seine artistischen Darbietungen vorführte, wenn er nicht gerade anderswo unterwegs war.
Der 1. Weltkrieg hatte für ihn gravierende Auswirkungen: Sein Sohn Siegfried (der, wie er selbst,
österreichischer Staatsbürger war), wurde nach Österreich zur Armee einberufen. Fortan konnte
Sebaldus nur noch mit seiner Tochter auftreten. Nach dem Krieg verlegte er seinen Wohnsitz nach Dänemark, weil er sich dort bessere Verdienstmöglichkeiten erhoffte. Es erging ihm wie vielen anderen Artisten nach dem Krieg: Er musste sich regelrecht durchs Leben schlagen, weil er kaum noch Engagements bekam. Auch Krankheiten stellten sich ein Er litt an Asthma und Ischias. Sebaldus Schäffer ist 1927 in Varde/Dänemark im Alter von 61 Jahren gestorben.
Artist und Dachdeckermeister Siegfried Schäffer (1895 bis 1980)
Siegfried Schäffer, Sebaldus` Sohn, wurde 1895 in Groß Köris geboren. Dort hielten sich seine Eltern zum Zeitpunkt der Geburt auf. Seine Kindheit und Jugend verlebte er in Stockholm, dem Wohnsitz seiner Eltern.
Bis 1915 war Siegfried Artist. U.a. jonglierte er mit Tischen und Stühlen. Er trat zusammen mit
seinem Vater und seiner Schwester auf. 1915 wurde er zur österreichischen Armee einberufen.
Während des 1. Weltkrieges geriet er in russische Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Rückkehr 1918 erhielt er in Schweden keine Aufenthaltsgenehmigung. Deshalb wohnte er zunächst bei seinem Onkel Sylvester am Karbuschsee. Hier erwarb er die deutsche Staatsbürgerschaft.
Wegen der schlechten Nachkriegsbedingungen gab er den Artistenberuf auf. Er lernte Dachdecker und legte die Meisterprüfung ab. 1920 heiratete er Marie Eichler, die Tochter des Dachdeckermeisters Wilhelm Eichler aus Groß Köris. Dessen Dachdeckungsgeschäft in der Bahnhofstraße (heute Seebadstraße 51) übernahm er 1924. Er betrieb es bis 1966. Zu diesem Zeitpunkt war er 71 Jahre alt und meldete das Gewerbe ab. Siegfried Schäffer ist 1980 im Alter von 85 Jahren gestorben.
Nachkommen von ihm leben noch heute in Groß Köris.
Lesen Sie in der nächsten Ausgabe Informationen über die Artistenfamilie Kremo.
Erstveröffentlichung: „Teupitzer Nachrichten“ 2013, 3. Ausgabe.